Gleichstromverbindung SuedOstLink+
Der Weg zum Antrag auf Bundesfachplanung
Bedingt durch die Energiewende wird im Norden Deutschlands immer mehr Windstrom erzeugt. Und zwar so viel, dass die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Brandenburg und Sachsen-Anhalt viel mehr Energie bereitstellen als sie verbrauchen.
Gleichzeitig gibt es einen Mehrbedarf an Energie im Süden der Republik.
Um den Strom zukünftig von Nord nach Süd zu transportieren, müssen die Stromnetze ausgebaut werden. Eines dieser Netzausbauprojekte ist der SuedOstLink+ vom Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz.
Der SuedOstLink+ ist eine Gleichstromverbindung zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt.
Die als Erdkabel geplante Leitung soll den Suchraum Klein Rogahn westlich von Schwerin mit dem Landkreis Börde verbinden und dort mit dem weiter in Richtung Bayern verlaufenden SuedOstLink verbunden werden.
Das Genehmigungs-verfahren
Um den bestmöglichen Verlauf zu finden, durchläuft der SuedOstLink+ ein zweistufiges Genehmigungsverfahren
Im ersten Schritt, der Bundesfachplanung, wird ein 1.000 Meter breiter Korridor gesucht.
Im zweiten Schritt, der Planfeststellung, wird innerhalb dieses Korridors der genaue Leistungsverlauf mit der eigentlichen Trasse festgelegt. Deren Schutzstreifen ist in der Regel 8 bis 12 Meter breit.
Das gesamte Genehmigungsverfahren wird durch die Bundesnetzagentur in Bonn geführt.
Am 16. Dezember 2022 hat 50Hertz den ersten Schritt im Genehmigungsverfahren unternommen und den Antrag auf Eröffnung des Bundesfachplanungsverfahrens bei der Bundesnetzagentur gestellt.
Die technische Realisierung
Der SuedOstLink+ soll 2 Gigawatt Leistung vom Norden in den Süden Deutschlands transportieren. Das entspricht der Energieerzeugung von rund 600 bis 700 Windrädern.
Dafür braucht es zwei Gleichstrom-Kabel, deren fast armdicke Leiter eine Spannung von 525 000 Volt (525 kV) führen.
Die Kabel werden in offener Bauweise verlegt. Ein Graben wird ausgehoben. Darin werden zwei Schutzrohre gelegt. Die beiden Kabel werden danach eingezogen.
Während der Bauzeit ist zusätzlich zum Kabelgraben noch Platz für Baufahrzeuge und zur Lagerung von Erdaushub und Baumaterialien erforderlich. Dieser Arbeitsstreifen ist in der Regel 29 bis 35 Meter breit.
Wenn die Erdkabeltrasse Autobahnen oder Bundesstraßen, Bahntrassen oder Gewässer kreuzen muss, werden die Kabel mithilfe von grabenlosen Bauverfahren unter den Hindernissen hindurchgeführt. Das Standardverfahren ist das Horizontale Spülbohrverfahren, oder kurz HDD für Horizontal Directional Drilling. Mit dem Verfahren können Schutzrohre geschlossen, also ohne offenen Grabenbau verlegt werden. Bei dem Verfahren wird von der Oberfläche aus ein unterirdischer, parabelförmiger Kanal gebohrt und im Rückzug durch einen sogenannten Räumer aufgeweitet. In der Regel wird in diesem Arbeitsgang bereits ein Leerrohr nachgezogen, in das dann später ein Erdkabel des SuedOstLink+ eingezogen werden kann.
Die Erdkabel liegen mit einer Mindestüberdeckung von 1,30 Meter im Boden. Landwirtschaft bleibt auf dem Schutzstreifen und über den Erdkabeln weiterhin möglich.
Der Weg zum Korridornetz
Kern des Antrags ist das Korridornetz.
Zur Ermittlung des Netzes steht ein 64 Kilometer breiter Untersuchungsraum entlang der Luftlinie zwischen Suchraum Klein Rogahn und Landkreis Börde zur Verfügung.
Innerhalb dieses Raumes wurden für den vorliegenden Antrag vorhandene Raumwiderstände und bautechnische Schwierigkeiten ermittelt.
Fast 70 Kriterien wurden in die Korridorfindung einbezogen, um frühzeitig Konflikte zu erkennen, zu verringern oder zu vermeiden. Sensible Bereiche wie Siedlungen und Gewerbegebiete wurden besonders berücksichtigt stehen für die Planung eines Erdkabels nicht zur Verfügung.
Besonderen Schutzstatus haben zudem Naturschutz-, FFH- und Vogelschutzgebiete oder Flächen, für die bereits eine Nutzung vorgeschrieben ist – beispielsweise Vorranggebiete zum Rohstoffabbau. All diese Kriterien werden gewichtet und in Raumwiderstandsklassen eingeordnet – von 1* für nicht für die Planung zur Verfügung stehende Flächen bis Bewertungsstufe 3.
Das Korridornetz
Das Korridornetz besteht aus 108 miteinander verbundenen Segmenten und spannt sich über die vier Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt.
Die Planerinnen und Planer von 50Hertz haben bei der Erarbeitung des Korridornetzes ganz genau hingeschaut und verschiedene herausfordernde Stellen identifiziert.
Natura 2000 – Gebiete und Wald nördlich von Ludwigslust

Unterhalb des Netzverknüpfungspunktes Suchraum Klein Rogahn erstrecken sich große Natura 2000 Gebiete (orange dargestellt) und ausgedehnte Waldflächen (grün dargestellt). Die Planer müssen bei solchen schützenswerten Flächen schon jetzt genau hinschauen, um später für die Erdkabel den verträglichsten Weg zu finden.
Die Elbe

Der SuedOstLink+ muss auf seinem Weg nach Süden die Elbe queren. Das ist naturschutzfachlich und bautechnisch eine besondere Herausforderung. Denn Deutschlands drittlängster Fluss ist sehr breit und von Deichen eingefasst. An seinen Rändern erstrecken sich Natura 2000 Gebiete (oder FFH- und Vogelschutzgebiete), das UNESCO-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe und Naturschutzgebiete. Dort finden sich zahlreiche Brut- und Rastvögel, u.a. Schwarzstorch und Uhu sowie viele kleine Vögel, die einen feuchten Untergrund bevorzugen wie Flußregenpfeiffer, Flußuferläufer oder Waldwasserläufer.
Das Vogelschutzgebiet Lucie

Ausgehend von den beiden westlichen Möglichkeiten zur Querung der Elbe verlaufen die Korridore in Richtung Süden durch das Wendland. Dort treffen sie u.a. auf das mehr als 8 Hektar große Vogelschutzgebiet „Lucie“ mit naturnahen Waldbereichen und vielen Hecken und Feldgehölzen.
Der Eingang zur Prignitz

Der Untersuchungsraum in der Prignitz ist gekennzeichnet von sich überlagernden Natura 2000-Gebieten und Naturschutzgebieten. Eine besondere Herausforderung sind großflächige Europäische Vogelschutzgebiete, wie beispielsweise bei Sargleben, die sich über den gesamten Korridor spannen.
Die Colbitz-Letzlinger Heide

Im südlichen Untersuchungsraum liegt in der Colbitz-Letzlinger Heide der von der Bundeswehr genutzte Truppenübungsplatz Altmark. Die 232 Quadratkilometer große Fläche wird in die höchste Raumwiderstandskategorie eingeordnet und darf nicht beplant werden. Korridorsegmente verlaufen deshalb westlich und östlich entlang der Heide. Nach Hinweisen aus der frühen Öffentlichkeitsbeteiligung wurden die Korridorsegmente 357 und 358 (oben in rot dargestellt) in die Planung aufgenommen, um den westlichen und östlichen Strang frühzeitig miteinander zu verbinden.
Der Netzanschluss
Wegen der großen zu überbrückenden Entfernung ist die vorgesehene Ausführung als Gleichstromleitung aufgrund geringer Übertragungsverluste besonders geeignet.
Am Anfangspunkt des SuedOstLink+ wird auf dem Gebiet der Gemeinden Klein Rogahn, Stralendorf, Holthusen, Warsow und Schossin eine Fläche für ein Umspannwerk und den Konverter (siehe schematische Darstellung) gesucht, der den im Stromnetz üblichen Wechselstrom in den für die Übertragung nötigen Gleichstrom umwandelt.
Der Stromrichter soll nach aktuellem Stand nach einem Verfahren nach Bundes-Immissionsschutzgesetz genehmigt werden.


50Hertz strebt an, für Netzanschluss und Konverter eine Fläche zu suchen, die auch die Anlagen des seit Sommer 2022 neu ins Bundesbedarfsplangesetz aufgenommene Projekt NordOstLink integrieren können.
Am Endpunkt im Landkreis Börde mündet der SuedOstLink+ in den bereits feststehenden Korridor des SuedOstLinks. Die Erdkabel verlaufen von dort aus bis nach Isar bei Landshut in Bayern

50Hertz strebt an, für Netzanschluss und Konverter eine Fläche zu suchen, die auch die Anlagen des seit Sommer 2022 neu ins Bundesbedarfsplangesetz aufgenommene Projekt NordOstLink integrieren können.
Am Endpunkt im Landkreis Börde mündet der SuedOstLink+ in den bereits feststehenden Korridor des SuedOstLinks. Die Erdkabel verlaufen von dort aus bis nach Isar bei Landshut in Bayern
Ergebnisse der frühen Öffentlichkeitsbeteiligung
Die Erstellung des Antrags auf Bundesfachplanung für den SuedOstLink+ wurde durch eine frühe Öffentlichkeitsbeteiligung begleitet. Es fanden Planungsforen für Behörden, Verwaltungen und Fachpublikum sowie sieben Infomärkte für Bürgerinnen und Bürger statt, in denen die Methodik und der Entwurf für das Trassenkorridornetz durch das Planungsteam vorgestellt wurden.


Bei diesen Formaten haben 50Hertz 146 Hinweise zur Planung und zum Verlauf der Korridore erreicht. Für den vorliegenden Antrag wurden nach Prüfung der Hinweise zwei Korridorsegmente neu in die Planung aufgenommen und die Korridorführung an zwei Stellen angepasst (Änderungen in rot dargestellt). Darüber hinaus wurden wertvolle Hinweise gesammelt, die im weiteren Planungs- und Genehmigungsverfahren hilfreich werden können.
50Hertz trägt Sorge dafür, dass alle an das Planungsteam gerichteten Hinweise ab der frühen Öffentlichkeitsbeteiligung bis hin zur Realisierung des SuedOstLink+ Prüfung und wenn möglich Beachtung in der Planung finden.
Wie geht es weiter?
Zurzeit liegt der Antrag öffentlich aus. Das ist die Gelegenheit für Stellungnahmen und Einwendungen, die bei einer Antragskonferenz diskutiert werden.
Im nächsten Schritt erlässt die Bundesnetzagentur den Untersuchungsrahmen. In diesem Dokument ist im Detail beschrieben, was 50Hertz für die vertiefenden Unterlagen untersuchen muss.
Immer dann, wenn im Projekt oder im Genehmigungsverfahren etwas Relevantes passiert, versendet 50Hertz einen Newsletter. So verpassen Sie keine Entscheidung und wissen genau, wann Sie sich ins Verfahren einbringen können.
Der Weg durch den Antrag
Kapitel 1: Allgemeinverständliche Zusammenfassung
Wer einen schnellen Überblick über 333 Seiten Antrag und viele Seiten Anhang haben möchte, bekommt die Antragsinhalte in dieser Zusammenfassung verständlich erklärt. Ziel und Bedarf des Vorhabens, Vorstellung des Vorhabenträgers, Beschreibung des Verfahrens – die basalen Grundlagen für den Antrag finden sich in der Einführung.
Kapitel 2: Technische Projektbeschreibung
Was soll überhaupt gebaut werden? Die Antwort auf die Frage befindet sich in der technischen Projektbeschreibung.
Kapitel 3: Planungsziel und Planungsprämissen
Für die Ermittlung und die Analyse von Trassenkorridoren ist ein konsistentes Zielsystem erforderlich, das im gesamten Planungsprozess der Bundesfachplanung Anwendung findet. Aus dem Zielsystem leitet sich ab, welche Belange mit welchem Gewicht in die Planungsentscheidungen einfließen.
Kapitel 4: Strukturierung des Untersuchungsraums
Die Strukturierung des Untersuchungsraumes dient der Vorbereitung der Trassenkorridorfindung. Innerhalb des Raumes werden umweltfachliche Raumwiderstände wie beispielsweise Siedlungsflächen, Naturschutzgebiete oder Deponien und mögliche bautechnische Wiederstände erfasst und in Klassen eingeordnet.
Kapitel 5: Trassenkorridorfindung
Mithilfe des strukturierten Untersuchungsraums und der dort bewerteten Raumwiderstände werden möglichst verträgliche Trassenkorridore gesucht und deren Verlauf beschrieben.
Kapitel 6: Analyse der Trassenkorridore
Die ermittelten Korridore werden in diesem Kapitel hinsichtlich ihrer Eignung für die Entwicklung einer späteren Trasse analysiert. Hierzu werden Konfliktbereiche identifiziert und bewertet: Steht in einem Korridor zum Beispiel viel Wald, wird dieser näher beschrieben und betrachtet.
Kapitel 7: Vorschläge zur Definition des Untersuchungsrahmens
Die formelle Beteiligung zum Antrag auf Bundesfachplanung mündet in der Antragskonferenz. Die Bundesnetzagentur legt auf Grund der Ergebnisse der Antragskonferenz und der eingegangen Stellungnahmen und Einwendungen einen Untersuchungsrahmen fest. Im vorliegenden Antrag macht das Projektteam jetzt schon Vorschläge, welche Belange im Untersuchungsrahmen tiefergehend betrachtet werden sollten.
Anhänge
1. Gesamtkriterienliste
Die Liste mit allen Umwelt- und Nutzungskriterien des Raumes sowie den bautechnischen Widerständen.
2. Datengrundlagen
Die Unterlagen und darin enthaltenen Einschätzungen fußen auf vielen Daten – hier übersichtlich geordnet.
3. Leseanleitung und Steckbriefe der Trassenkorridorsegmente
Jedes Segment aus dem Korridornetz ist genau beschrieben: Wo liegt es? Wo führt es lang? Welche Schutzgüter und Raumwiderstände sind in dem Segment zu finden.
4. Standortbereiche für Stromrichter und Umspannwerk
Für den Netzanschluss und den Stromrichter wird eine Fläche benötigt. Erste mögliche in Frage kommende Bereiche sind dieser Unterlage zu entnehmen.
5. Dokumentation der frühen Öffentlichkeitsbeteiligung vor Antragseinreichung nach § 6 NABEG
Das Projektteam hat bei verschiedenen Formaten die Planungen lange vor Antragseinreichung bei einer frühen Öffentlichkeitsbeteiligung vorgestellt. Dabei wurden 146 Hinweise eingeholt, was zu vier Veränderungen am Korridornetz geführt hat.
6. Betroffene Verwaltungseinheiten
Hier finden sich alle Gebietskörperschaften, die von dem Vorhaben tangiert sind.
7. Steckbriefe zu den Schutzgütern nach UVPG
Gesonderte Betrachtung der Schutzgüter nach dem Gesetz zur Umweltverträglichkeitsprüfung.